Donnerstag, 26. Juli 2012

Lang, lang is her...

..seit wir von der ligurischen Grenzkammstraße in einer 1100km Marathonetappe weider nach Hause getuckert sind. Aber warum die quasi "nötig" war erfahrt ihr erst später, vorher müsst ihr euch noch die restliche Tour haarklein erzählen lassen! ;-)

Wir sind also von der Schweiz nach Ligurien gefahren. Dort haben wir dann einfach unangemeldet bei einem Bed&Breakfast, das ich vor der Abfahrt Zuhause im Internet ausgecheckt hab, vorbeigeschaut.

Was für ein Volltreffer!

Ein ehemaliges wasserkraftbetriebenes Sägewerk, wunderschön an einem kleinen Fluss gelegen, und jetzt mit sehr viel Liebe und wunderbaren Details zu einem großartigen familiären B&B umgebaut.

Aber seht selbst:


Wo wir auftauchen bricht unvermeidlich Chaos aus! *g* Welche Formen das wohl in Pakisten annehmen wird?





Neben der Ruhe und Entspannung war auch die Möglichkeit dort überdacht und auf vernünftigem Boden ein wenig zu schrauben überaus willkommen!

Richis Vorderreifen hatte bei ähnlicher Laufleistung wie mein Reifen (~2200km ) schon sehr deutliche Sägezahnbildung. Also zur Verbesserung der Bremsperformance auf Schotter die Laufrichtung des Vorderreifen umgedreht, und die Radlagerdichtringe anständig gefettet. Die waren nämlich komplett trocken, haben den Vorderreifen permanent etwas gebremst und damit wohl hauptsächlich für den erhöhten Verschleiß gesorgt.
Dank der Tipps des freundlichen Kubaners beim HU-Meeting ging das Reifenumdrehen wirklich ziemlich flott und problemlos über die Bühne! :-)

Am nächsten Tag gings dann am Vormittag bloß mit Minimalgepäck (Werkzeug, Klebeband, Ersatzschlauch) gemütlich los in Richtung ligurische Grenzkammstraße.

Und die war wirklich mehr als großartig! Einen besseren Start ins Offroad-Schotterleben hätten wir gar nicht haben können!

 Besonders faszinierend waren die alten Festungen aus dem 1. Weltkrieg. Unglaublich zu was die Menschen damals mit so einfachem Werkzeug, und ganz ohne Raupenbagger und Co, imstande waren. Schade nur, dass all die Energie in sowas saublödes wie Krieg investiert wurde...




In der Festung haben wir uns bestimmt zwei Stunden rumgetrieben...

Jeder Raum hat eine Hausnummer...

Wir waren auch im Keller! ;-)

 Bevor wir von der ersten Festung weiter zu den richtig spannenden Straßenstücken gefahren sind, haben wir natürlich die am Vortag gebrochene Kamerahalterung



repariert:


Und los gehts, ein Video sagt bekanntlich mehr als tausend Worte:

Best of Ligurian Border Crest Road

Leider kann ichs aus Copyright-Gründen nicht direkt anzeigen, aber über hidemyass gehts... *g*

Sollte der Link oben nicht funktionieren, geht auf www.hidemyass.com
und gebt dort einfach
 http://youtu.be/cTUoOY3gHI8
ein.

EDIT: Offenbar ist es jetzt doch freigeschalten:




Unterwegs trafen wir auch noch ein paar andere Wahnsinnige:


Am Nachmittag wurde das Wetter dann ziemlich ungemütlich, siehe auch im Video gegen Ende:


Vollkommen fertig, aber überglücklich über den wahnsinnig geilen Tag sind wir dann (nachdem wir wieder mal ein Stückchen im Regen hinter uns hatten) wieder zu Antonella, unserer Wirtin zurückgekehrt:

Trotz der leichten sprachlichen Schwierigkeiten war sie wirklich eine Gastgeberin wie man sie sich besser kaum wünschen kann. An zweiten Abend hat sie uns mit einem wirklich ganz unglaublich großartigen, mehrgängigen Abendessen verwöhnt, so gut haben wir selten gegessen! Gut möglich dass auch der Bärenhunger den wir nach dem anstrengenden Tag hatten ein wenig zu unserem Appetit beigetragen hat... ;-)

Besonders erwähnenswert auch die beiden freundlichen Haustiere, sooooo liab de zwoa! ;-)



Am nächsten Tag haben wir dann noch mal sicherheitshalber sämtliche Schraubverbindungen auf etwaige Vibrationslockerungen überprüft, und sind erstaunlich oft fündig geworden... :-/
Also haben wir dann mal eine Stunde mit unseren beiden besten Freunden "Mr. Loctite" und "Mr. Werkzeugkarton" verbracht...

Irgendwie ist es mit packen usw. dann Mittag geworden, bis wir uns in Richtung Cote d' Azur in Bewegung gesetzt haben.

Danke Ligurien, Danke Antonella für zwei unvergessliche Tage!

Ihre Homepätsch! - falls ihr dort auch mal urlauben wollt! ;-)


Am Weg in den Süden hat es uns in Frankreich dann wieder mal ein wenig angeregnet, mittlerweile bemerken wir das aber kaum noch... *gg*
Die Straßen dort waren aber wirklich deeeeeeeer Hammer, unglaublich geile Gegend zum Motorrad fahren. Grandios auch der Ausblick auf das Azurblaue Meer, wenn man von den Bergen kommend die extrem kurvige Straße hinunterfährt. Dort könnte man es so richtig krachen lassen, zu dem Zeitpunkt haben wirs aber schon recht langsam angehen lassen, da zu Richis permanentem Kühlwasserverlust dann auch noch ein seltsames Rattern ab ca. 4300 U/min dazugekommen ist... :-/



Etwas verunsichert vom komischen Verhalten der Kathi, haben wir dann mal Stefan, den KTM-Mechaniker unseres geringsten Mißtrauens, angerufen und ihm die Thematik geschildert.
Ferndiagnose: Vermutlich Zylinderkopfdichtung,. Sch****...
Aufgrund der Symptome (ständiges Tröpfeln aus dem Überdruck-Ablaufschlauch, mit steigender Belastung steigender Wasserverlust) hätten wir uns das eigentlich denken können, aber irgendwie haben wirs wohl tagelang geschafft das erfolgreich zu verdrängen... :-/
Mit regelmäßigem Kühlwassernachfüllen ist die Kiste aber soweit problemlos gelaufen, also beschlossen wir einfach auf kürzestem Weg soweit wie möglich nach Hause zu fahren zu versuchen.
Losgefahren sind wir in Menton, in Frankreich, um 15:45, Zuhause in Sinabelkirchen waren wir dann ziemlich genau 1000km später gegen 05:30 am Morgen. Success!!!
 Um Richis Kathi möglichst zu schonen, und den Drehzahlbereich mit dem Rattern zu meiden, haben wir uns die ganze Fahrt auf der Autobahn auf 100 km/h, was in etwa 4000 U/min entsprach, beschränkt. Vor allem im Feierabendverkehr an Genua vorbei war es sehr spannend sich mit den zahlreichen LKWs und Sattelzügen Spitzengeschwindigkeitsduelle zwischen 95 und 100 km/h zu liefern...

Als wir so dahin fuhren, wurden wir bei einem der zahlreichen Wasserauffüllstops (so ca. alle 70-130 km musste Richi Kühlwasser nachfüllen) mit einem grandiosen Sonnenuntergang belohnt:

 Den darauf folgenden Sonnenaufgang durften wir dann auf der Pack erleben, dort wollten wir aber einfach nur mehr nach Hause und sind nicht zum Fotografieren stehen geblieben...

 Wenn man mit 100km/h auf der Autobahn dahintuckert, vergeht die Zeit wirklich uuuuuuunglaublich langsam! Da war ich dann froh, in weiser Voraussicht Ohrstöpsel für mein Smartiephone mitgebracht zu haben! Die haben mir einige der Stunden sehr versüßt, bis sie irgendwann zu stark drückten und zu schmerzen begannen. Was gibts besseres, als Metal hörend Motorradzufahren? Machine Head passte irgendwie ganz ausgezeichnet zu der Zylinderkopfdichtungsthematik... *g*
So mancher LKW-Fahrer wird wohl etwas verwundert ein zweites Mal hingesehen haben, wenn ich mich wild headbangend und mit den Füßen auf den Rasten rumtrampelnd mit 4 km/h Geschwindigkeitsunterschied an ihm vorbeigeschoben hab... *ggg*

Sehr interessant waren auch die Reaktionen der Leute, wenn wir mitten in der Nacht an eine Raststation fuhren, uns dort schnell zum Aufwärmen einen Espresso runterstellten und dann gleich wieder weiterfuhren. Gegen Mitternacht wurden wir irgendwo in Norditalien mal gefragt wo wir denn herkommen, und wo wir so spät noch hin wollen. So ganz für voll hat uns der Kerl danach nicht mehr genommen... *gg*

Die durchgefahrene Nacht gehört bestimmt zu den härtesten Erlebnissen, die ich bis jetzt auf einem Motorrad hatte. Vor allem die Kälte im Kanaltal (~5°C) und später auf der Pack haben uns ziemlich zugesetzt, die Müdigkeit wurde überraschenderweise dann erst Zuhause beim Abstellen der Motorräder ein größeres Thema:

I sogs glei: I woas... *g*
Aber um 3/4 6 am Morgen, nach 1100km in 17 Stunden im Sattel ist das ok... ;-)
Wir waren wirklich überglücklich, es tatsächlich geschafft zu haben, und haben nach ein paar Schlucken Belohnungsradler dann seeeeeeehr gut geschlafen...


In der Zwischenzeit waren wir nicht untätig, und haben Richis Kathi vollkommen wiederhergestellt - und zwar ganz allein wir beide, mit unserem Werkzeug. Yesssss! - Wieder viel gelernt!
Details dazu gibts (sofern es die Zeit zulässt) in Kürze!

Stay tuned!

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