Montag, 26. November 2012

Chandigarh - von Stahlbeton und Kunst

 Soda, nach einem gemütlichen, ausgiebigen Frühstück in McLeod gings also erst ein Stückchen nach Mittag los in Richtung Chandigarh. Sollte eigentlich kein Problem sein, schließlich sind es ja keine 250km nach Chandigarh. Dachten wir zu dem Zeitpunkt....

Die Straßen und die Landschaft waren übrigens wirklich superbstens!


Erstmals seit langer, langer Zeit wieder guter, vertrauenserweckender Asphalt, viele Kurven, und wenig Verkehr. Sooviel Fahrspaß hatten wir uns in Indien gar nicht erwartet! Teilweise erinnerte mich die flüssige Kurvenabfolge sogar an Sardinien, und ein höheres Kompliment kann man wirklich keiner Straße machen!


Nahezu randlos glücklich: So schön waren unsere Reifen schon seit dem gebirgigen Nordiran nicht mehr! ;-)


Naja, irgendwo musste ich dann wohl eine wichtige Abzweigung verpasst haben, was bei der quasi nicht vorhandenen Beschilderung eigentlich vorhersehbar war, und so fanden wir pünktlich zum Sonnenuntergang heraus, dass wir noch über 150km anstelle der geplanten 50 vor uns hatten... Passend dazu, wurde auch die Straße plötzlich so richtig schmal und beschissen, sodaß wir über weite Strecken froh waren, wenn wir überhaupt einen Schnitt von 30km/h zusammengebracht haben. Einspurige, extrem löchrige, verwundene indische Bergrstraßen sind im Dunkeln wirklich kein Spaß! Schon gar nicht mit dem wirklich extremst beschissenen Licht unserer KTMs, des is nämlicht echt a Witz eigentlich... Gelegentlich kommt einem dann auch noch der eine oder andere vollkommen fahruntüchtige LKW oder PKW entgegen, was die Fahrerei dann gleich noch viel spannender macht!

Zur Allgemeinen Stimmungsaufbesserung, begann dann auch noch meine Tanklampe mitten im Nirgendwo zu blinken, und die nächste Tankstelle war lt. Navi über 30km entfernt. Bei normalen Straßenverhältnissen normalerweise kein Problem, wenn man aber kaum schneller als 30 fahren kann, könnte das mit dem Sprit ein wenig eng werden... Also haben wir von da an bergab die Motoren immer ausgeschalten, und sind im "Silent-Mode" bergab geglitten. Wenn man jetzt nur noch rollt, steigert das die Durchschnittsgeschwindigkeit nicht unbedingt, und so verging die Zeit wirklich uuuuuuuuuuunglaublich langsam... Glücklicherweise haben wirs dann aber tatsächlich zu einer Tankstelle geschafft, und waren dann auch gegen 10 Uhr am Abend in Chandigarh (geplant war so 5-6....).

Dort hab ich dann noch mehrere Angebote von zwei nahe beieinander liegenden Hotels eingeholt, und als wir dann kurz darauf einchecken wollten, war die Rezeption bei beiden Hotels bereits geschlossen und ein einchecken nicht mehr möglich!?! Häh?!?

Gottseidank hat Richi, der bei den Motorrädern geblieben ist, inzwischen wieder zahlreiche, hilfswillige Schaulustige um sich versammelt! Einer von ihnen hat sich dann gleich hinters Steuer seines Autos geklemmt, und uns zu einem anderen Hotel gebracht. Das war um 200 Rupees billiger, und hatte auch noch Internet, Yippie!

Nachdem wir unsere Kisten dann abgeladen hatten war es schon fast Mitternacht, und wir fielen wirklich fix und fertig in unser Bett...

 Aja, und das war unsere Bleibe in Chandigarh:
 

Am nächsten Tag besichtigten wir dann Nek Chands Rock Garden, eine Art Müll-Stein-Beton-Gesamtkunstwerkspark.

Chandigarh wurde nämlich von einem europäischen Architekten nams LeCorbusier komplett am Reißbrett geplant, und viele kleine Siedlungen mussten den groß angelegten Straßen und Infrastrukturnetzwerk weichen. Der ganze Kremple aus den Dörfern wurde mehr oder weniger wie in Indien üblich im nahegelegenen Urwald einfach auf einen großen Haufen geschaufelt, und ein junger pakistantischer Einwanderer namens Nek Chand hat dort in seiner Dschungelbehausung dann damit begonnen aus all dem Unrat Skulptürchen zu basteln. Als die Stadt einige Jahre später dann erweitert wurde, hat man seine kleine Dschungelgalerie entdeckt, und glücklicherweise für schützenswert befunden und vor den Bulldozern gerettet. Seit damals ist die Sache dann noch gewaltig gewachsen, waren es Anfangs wohl nur Skulpturen in exotischer Umgebung, hat sich mittlerweile ein Riesenpark aus Steinen, Müll und viel Beton daraus entwickelt. Aber seht selbst:


Ja, das ist tatsächlich der Eingang!

Sogar Richi ist zu groß für dern Park! ;-)


Das waren alles mal Steckdosen!


























Danach sahen wir uns noch die eine oder andere kleine Sehenswürdigkeit an, eigentlich ist LeCorbusier für all die anderen Sachen dort verantwortlich, wie zB die Riesenhand, die eine Art Friedenssymbol sein soll:


Oder auch den Justizpalast, so hat man sich in den 50ern also die Zukunft der Architektur vorgestellt... *g*


Von Stahlbeton hatten wir dann aber definitiv genug, und so begaben wir uns zum Ausklang des Tages noch in einen schönen Park...


 ...in dem es auch ein Denkmal für alle seit der Unabhängigkeit Indiens in diversen Konflikten gefallenen Soldaten gab...


Ganz besonders geil finden wir, dass es in Indien wirklich üüüüüberall rein vegetarische Restaurants gibt!



Und ebenfalls ganz lustig ist die Tatsache, dass sie's in Indien wohl nicht schaffen, Bier mit einem halbwegs konstantem Alkoholanteil herzustellen, als Alkoholgehalt wird immer ein recht breiter Bereich angegeben... ;-)


Soda, und das wars dann auch schon mit Chandigarh, als nächstes: Vom heiligen Fluss Indiens, und dem Urwald, der sich schön langsam den berühmten "Beatles-Ashram" zurückholt...

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