Samstag, 2. Februar 2013

Kolkata calling!

Soda, da waren wir also frohen Mutes in Richtung Kolkata unterwegs, und eigentlich wollten wir auch am selben Tag noch dort ankommen, am nächsten Tag kamen nämlich ein paar alte Arbeitskollegen auch beruflich nach Kolkata.

Wie wir da aber am Straßenrand an einem der Obststände stehen blieben um wieder mal die Vorräte aufzufüllen, fiel mir an Richis Kiste die folgende Sauerei auf:



Zahlreiche Inder fanden es natürlich wieder toooooootal spannend, was wir beiden Aliens da an dem grünen Raumschiff so schauen....


Weils inmitten einer schaulustigen Menge ja unmöglich ist vernünftig am Motorrad zu arbeiten, haben wir nach erfolgreichem Obstkauf dann das Weite gesucht und dann auch schon kurz später dieses Plätzchen gefunden, an dem wir tatsächlich nur von einem kleinen Inder belästigt wurden:


Hier haben wir als Ölquelle dann eindeutig den Luftfilterkasten identifiziert. Hätten wir ja an sichts nichts gegen eine sprudelnde Ölquelle in unserem Besitz gehabt, bereitete die Tatsache, dass das Öl dann ja im Motor fehlen musste, schon gröbere Sorgen...

Ölstand war aber noch im Rahmen, daher beschlossen wir der Einfachheit halber einfach die Sauerei wegzumachen, und mal weiterzufahren. Schon nach kurzer Zeit sah die Angelegenheit aber wieder gleich sch*** aus, also mussten wir wohl oder übel auf ernsthafte Fehlersuche gehen...

Dazu fanden wir sogar einen sehr gut geeigneten Platz, so eine Art in Vergessenheit geratene Scheune:



Dort haben wir, nachdem wir endlich Telefonkontakt zum KTM-Mechaniker des geringsten Misstrauens hatten, dann mit der ernsthaften Fehlersuche begonnen: Späne an der Ölablassschraube kontrolliert, Funktion des Ölkreislauf-Bypassventils, undundund...


Laut Stefan, sollte in dem Entlüftungsschlauch eine Art Schwamm sein, der das herumspritzende Öl abfängt und in den Motor zurückfließen lässt. Bei Richi fehlte der ganz offenbar, also haben wir improvisiert: *g*

geht doch!

Den Auslauf des "Ölsammelrohres" (Rahmenrohr) wurde dann in eine leere Sprite-Flasche statt in die Airbox geleitet, und so schafften wir es nach Anbruch der Dunkelheit in die nächstgrößere Stadt Balasore, wo wir mit Hilfe zweier junger Inder auf einem Moped dann auch ein wirklich sehr feines Hotel gefunden haben.

Nachdem einiger Recherche im Internet haben wir dann auch in den zweiten Schlauch einen Schwamm gebaut, und sind dann ohne weiteren Ölverlust nach Kolkata gefahren.

Nach der erfolgreichen Hotelsuche gings am nächsten Tag dann auf die weniger erfolgreiche KTM-Händlersuche. Der auf der KTM-Seite angegebene Laden war nämlich "temporarily closed", AAAAAAHHHHRGH!!!! Schön langsam geht mir diese unglaublich schlecht gepflegte Händlerdatenbank gewaltig am Arsch!!!

Nach einiger Rumfragerei sind wir dann wieder mal beim nächstgelegenen Bajaj Händler gelandet, der uns wenig hilfsbereit an eine KTM-Werkstatt im Norden der Stadt verwiesen hat.

Nachdem wir den Laden dann tatsächlich am Nachmittag gefunden hatten, wurden wir zur Abwechslung endlich mal freundlich und hilfsbereit empfangen! Geht ja doch...

Nachdem die Leute dort aber zugegebenermaßen keine Ahnung von unseren Motorrädern hatten, ließen sie uns einfach ihre Werkstatt und Werkzeuge (zum Teil noch in der verschweißten Originalverpackung) verwenden. Nach einiger Zeit und einem erfolgreich gebastelten Adapter für die Kompressionsmessuhr waren wir dann auch ein wenig schlauer: Kompression ist zwar nicht besonders gut, aber eigentlich auch nicht unbeding scheisse. Wir schließen daraus, dass der Kolben nicht mehr ganz dicht ist, und ensprechend bei jeder Verdichtung Gase in das Motorgehäuse gepresst werden. Diese entweichen dann durch die Motorentlüftung und reißen leider ein wenig Öl mit. Mit den Schwämmen in den Schläuchen haben wir jetzt das Symptom kuriert, ansonsten läuft der Motor ja eigentlich gut, deswegen werden wir jetzt einfach so weiterfahren und hoffen, dass die Kiste das mitmacht... ;-)

 Aja, eine neue Hupe hat der Richi auch wieder mal gebraucht, und alles in allem haben wir in dem Laden dann so ca. €3,- liegen gelassen. Also die Preise sind in Indien wirklich unschlagbar!

Das war übrigens der KTM-Verein in Kolkata, klein aber schon fein!


Unser erster Regen in Indien - während wir beim Schrauben waren... ;-)

Als das Motorradthema dann abgehakt war, gönnten wir uns ein wenig Sightseeing, hier zB der botanische Garten:



So ziemlich alles auf dem folgenden Bild ist ein einziger Baum, der "Great Banyan Tree", dessen Äste wiederum Stämme und Wurzeln ausbilden, sodaß er quasi undendliche Flächen bedecken kann:


Krasser Baum! :-)

Obwohl die vielen exotischen Pflanzen schon sehr schön waren, machte der botanische Garten ansonsten irgendwie einen runtergekommenen Eindruck. Irgendwie kümmert sich niemand so wirklich um die Anlage, sodaß schöne alte Kolonialbauten langsam verfallen...


...und diverses Gerümpel liegt auch einfach so am Wegesrand herum... :-/


Am Heimweg mit den Motorrädern wurden wir dann von der Polizei aufgehalten, eigentlich waren die aber nur neugierig wer wir wohl waren, woher, wieviel Hubraum, wie teuer, etc.etc.etc... Nachdem wir brav alle Fragen beantwortet hatten, und ihnen leider keine Dokumente außer Pass und Führerschein vorzeigen konnten, weil wir alles Gepäck im Hotel gelassen hatten, ließen sie uns auch schon wieder von dannen ziehen...

Zurück im Zentrum haben wir dann einen ganzen Tag damit verschwendet, vergeblich nach Lithium Batterien für unseren Spotty zu suchen...

Der Rundgang duch das Marktviertel war aber auf jeden Fall sehr interessant:

Viiiiiiieeeeele Inder, überall! ;-)

Werkzeug


HiFi...

Music - alles da!

Nur leider weit und breit keine Lithium Batterien, dafür aber viele morbid-schöne alte Fassaden, die schön langsam verfallen:


Schön! ;-)

Riksha-Fahrer wollen einem auch permanent ihre Dienste anbieten:


Und dieses kleine Mädchen war dann die erste Bettlerin, bei der ich weich geworden bin, und ihr ein Mittagessen bezahlt hab. Ansonsten haben wirs eigentlich recht gut geschafft dem ständigen Ansturm an bettelnden Menschen zu widerstehen...


Dann fuhren wir zum Konsulat von Bangladesh, weil wir mal fragen wollten, wie dass denn wohl mit einer kurzen Einreise aussehen würde.

Das war gottseidank die Schlange für Inder, als Ausländer kam man gleich dran... *gg*


Nicht so fein war leider die knappe Antwort: Geht nicht. Mit eigenem Fahrzeug nach Bangladesh zu reisen war schlicht und einfach so nicht erlaubt. Naja, dann sollen sie eben sehen, wie sie ohne unseren Besuch zurechtkommen! Wir können auf jeden Fall auch ohne Bangladesch! ;-P


Feuerwehr gabs in Kolkata natürlich auch!


Und hier hat Richi mal mit seiner neuen Kamera ein wenig rumgespielt, die lang gediehnte Nikon hat nämlich beschlossen sich aufgrund eines kaputten Objektivs in Frühpension versetzen zu lassen. Das ist jetzt von seiner neuen Canon "irgendwas 240 irgendwas".


Als meine österreichischen Arbeitskollegen dann von ihrem kleinen Ausflug nach Jamshedpur zurück in Kolkata waren, gings mir auf einmal ganz unglaublich scheisse. Durchfall, Übelkeit, das volle Programm! Yippie!

Irgendwie haben wirs dann mit einem Taxi ins TRF-Büro in Kolkata geschafft, und so konnte ich wirklich meine alten Arbeitskollegen Christoph und Christian sowie Sanjay (der aus Hyderabad) wiedersehen. Nach kurzer Konsultation mit Sanjays Frau Sharmista wurde dann auch jemand losgeschickt um mir ein Tütchen voller Tabletten, die eine baldige Genesung meines Verdauungstraktes bewirken sollen, zu holen. Wieder mal vielen Dank für alles! :-)
Auch Suman, einen weiteren alten Geschäftsfreund konnte ich nach langer Zeit mal wieder sehen, leider gings mir während dem gesamten Treffen alles andere als gut, und so hab ich dann leider auch beim Geburtstagsbier für Christian gefehlt, und mir stattdessen die Wand und den Fernseher unseres Hotels angesehen:


Auch die nächsten drei Tage hab ich nicht viel was anderes als die Wand und das Badezimmer gesehen...

Als es mir dann langsam wieder besser ging, konnte ich diese Reisflocken zu mir nehmen, irgendwie komisch das Zeug, aber wird schon wirklich sehr leicht zu verdauen sein, wie von Sanjay empfohlen...


Als ich dann schön langsam wieder auf die Beine kam, zeigte Richi dann die selben Symptome wie ich... Auch er lag trotz der Medikamente ein paar Tage flach, sodass wir quasi eine Woche in Kalkutta krankheitsbedingt verloren haben... :-/

Das ist übrigens so ein typisches gelbes Taxi von Innen:


Ziemlich scheiße fanden wir, dass man in Kolkata als Bleichgesicht irgendwie permanent nur ausgenommen wird. Das Taxi vom Hotel zu TRF hat uns Bleichgesichter nämlich 300 Rupees gekostet (runtergehandelt von 400). Für die Rückfahrt hat Sanjay ein Taxi aufgehalten, er hat 150 Rupees als Preis bekommen.
Super auch der Hotelangestellte, der unsere "Notlage" (beide krank) schamlos ausgenutzt hat, und uns Gemüsesüppchen, dass man auf der Straße um 25 Rupees kauft, um 150 Rupees ins Zimmer geliefert hat. Und als wir dann ausgezogen sind, wollte er tatsächlich ein Trinkgeld auch noch haben...

Naja, während Richi flachgelegen ist, hab ich dann noch ein paar Fotos von Kolkata geschossen...

Weihnachtsdeko for sale, Yippiee!

Das ist ein richtiges Restaurant! ;-)

kleiner, hilfloser Straßenköterwelpe...

Außerdem hab ich zwei Polen, beide Anfang 20 getroffen, die ebenfalls mit ihren Motorrädern (Yamaha XT 600) überland nach Kolkata gefahren waren. Die beiden waren echt lustig, hab mich sehr gut mit ihnen verstanden! ;-)

Und hier ihre Adresse: http://xpresstour.pl/ - sehr gute Videos! :-)

Ein gewohntes Bild: spielende Kinder auf unseren Moppeds

Dann wills wieder keiner gewesen sein! *gg*

Ja, und das war der Hinterhof, in dem unsere Moppeds geparkt waren:


Eigentlich standen sie dort bis auf die spielenden Kinder, und gelegentlichen Missbrauch als Wäscheleine ganz sicher. Irgendwann in der Zeit in der wir dort waren, haben aber irgendwelche Penner mein schönes "Pakistan Bikers Club" - Pickerl von Kathis Maske gekletzelt. Der Nationalismus und Bruderhass auf Pakistan ist irgendwie echt net normal, permanent wurden wir überall auf die Pakistansticker auf unseren Motorrädern angeredet, und dass dort auch nur ganz normale Menschen leben wollte in Indien irgendwie keiner hören... :-/

Naja, wieauchimmer, als auch Richi dann schön langsam wieder zu den Lebenden zurückkehrte verließen wir Kolkata. Die permanent wirklich schlechte Luft und die viele Scheiße auf den Straßen waren einer baldigen Genesung nicht wirklich zuträglich.

Und so machten wir uns in Richtung Kathmandu auf, um dort Weihnachten zu verbringen. Aber mehr dazu später!

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