Mittwoch, 13. Februar 2013

Rams Village - die nepalische Großfamilie hautnah!

Soda, um die nächsten drei Tage zu erklären, muss ich ein bisschen ausholen, und zwar bis zur Weihnachtsnacht 2012 in Kathmandu. Dort haben wir nämlich zu etwas späterer Stunde, in etwas beschwipsterem Zustand einen Nepali kennengelernt, mit dem wir dann eine Weile über alles mögliche getratscht haben.
Unter anderem hat er uns auch in das kleine Dorf, in dem er aufgewachsen ist, eingeladen, um mal so richtiges nepalisches Landleben kennenzulernen, und diese Einladung haben wir natürlich gerne angenommen!
Außerdem hat er uns versprochen, dass die Straße zum Dorf so richtig mies ist, worüber die KTMs sich wieder mal sehr gefreut haben... ;-)

Und so sind wir dann (ohne Jana & Harold, die schon mal nach Kathmandu vorausgefahren sind) mit Ram am Sozius von Pokhara zu seinem Dorf aufgebrochen. Dort haben wir wir dann zuerst mal seine Großmutter besucht, wenn ich das richtig in Erinnerung habe...*g* Allgemein war es für uns recht schwierig, sich die ganzen Verwandtschaftsverhältnisse zu merken, nicht nur, dass in Nepal ja sowieso irgendwie jeder mindestens fünf Geschwister hat, im Fall von Ram war die ganze Verwandtschaftssache noch ein wenig komplizierter: Er hat nämlich drei Mütter! *g*

In den "alten Zeiten" war die ganze Sache mit Monogamie usw. in Nepal nämlich noch nicht so verbreitet, und ein Mann konnte sich quasi soviele Frauen nehmen wie er ernähren konnte. Rams Vater hatte recht große Ländereien besessen, und so konnte er es sich leisten sich über die Jahre drei Frauen zuzulegen. Von jeder dieser Frauen gibt es jetzt ein paar Kinder, und die sind alle über einen recht langen Zeitraum auf die Welt gekommen, haben selbst wieder Kinder bekommen usw., und so kann es schon mal sein dass ein Neffe älter als einer seiner Onkels ist.... *gg*

Aus unserer Perspektive hat das für "Westler" etwas seltsam anmutende Familienkonstrukt aber sehr harmonisch und friedvoll gewirkt, es wurde kein Unterschied zwischen den verschiedenen Ästen des Familienstammbaumes gemacht, und alle machten eigentlich einen sehr glücklichen Eindruck in diesem großen, herzlichen Familienverbund!
Einziger Wermutstropfen an der ganzen Sache war, dass Rams älteste Mutter und sein Vater schon verstorben waren, aber es blieben auch so genug Verwandte übrig die wir kennenlernen durften!

Und so sah es dort dann aus, viele Kinder sind natürlich auch wieder rumgewuselt! ;-)


Ebenfalls eine Hündin, mit wahnsinnig herzigen, wie immer sehr hungrigen Welpen...



Und so sah es bei Rams Familie aus:

Hinter der rechten Tür im Rosa Gebäude durften wir zwei Nächte wohnen...

Und hier sind wir mit Ram, und seinen beiden verbliebenen Müttern, wenn wir uns da halbwegs richtig erinnern war die linke die eigentliche, leibliche Mutter. In der Praxis wurde aber wirklich genau gar kein Unterschied zwischen den beiden gemacht, fanden wir sehr cool!



Und das hier war Rams zukünftiges kleines Häuschen, er lebt und arbeitet zwar eigentlich in Kathmandu, aber nachdem er jetzt ja doch schon so alt ist (28 Jahre), ist es für ihn schön langsam an der Zeit sich auch zu verheiraten und ein paar Kinder in die Welt zu setzen!




Es wird zwar höchstwahrscheinlich eine Art arrangierte Ehe werden, aber Ram, und auch seine Zukünftige, haben da durchaus ein wenig Mitspracherechte. Wenn ich das richtig verstanden habe, werden von den Eltern "geeignete Kandidatinnen" ausgewählt, und die beiden haben dann durchaus die Chance sich ein wenig kennenzulernen. Wenn die Chemie einigermaßen passt wird dann geheiratet, wenn die beiden sich gar nicht verstehen, wird nach einer Alternative gesucht. Läuft also im Großen und Ganzen nicht ganz so "von oben herab" bestimmt ab, wie ich mir das vorgestellt habe...

Wir haben dann gemeinsam einen kleinen Rundgang durch die Ländereien unternommen...


...und allerlei interessante Früchtchen entdeckt:

Zitronen

Bananen

diverses Gemüse... *gg*

Und das ist ein Lychee Baum! - Nur echt mit Spider-Lychee! ;-)

Ebenfalls sehr interessant, wie sie am Land selbst Ziegel brennen:


Die Ziegel werden aus Lehm geformt, dann Luft/Sonnengetrocknet, und zu so großen Häufen mit vielen Kanälen zusammengeschlichtet. Die ganzen Hohlräume werden dann mit brennbarem Material ausgestopft, und der Haufen angezündet. Das brennt dann ein paar Tage, und dann sind die Ziegel fertig. Großteils zumindest... *gg*

Ebenfalls sehr krass dort: Der Riiiiiieeeesenbaum, der quasi dem ganzen Dorf gehört!


So, damit man die Größenverhältnisse ein bisschen einschätzen kann, hier der Baum mit Richi und einem von Rams Neffen:

In der Mitte vom Bild, da sind sie!


Und auch im abgelegenen Nepal sehr beliebt ist das "KinderaufsgroßeMotorradsetzen"-Spiel!

Hier sieht man auch die wunderschönen Konservierungsschicht, die nepalische Jeeptrails auf Motorrädern hinterlassen... *gg*

Uns zu Ehren wurde dann "Popcorn Nepali Style" gemacht, am offenen Feuer in der Rauchkuchl... *g* War übrigens sehr gut! ;-)


Am nächsten Tag fuhren wir dann mit Ram und Shankar, einem weiteren seiner Neffen, ins Nachbardorf auf der anderen Seite des großen Flusses. Dazu "mussten" wir wieder mal eine Hängebrücke überqueren, und zwar diese da:

Oh Yeah! ;-)

Nachdem wir dort eine von Rams Schwestern und ihren Ehemann besucht haben, fuhren wir weiter zu einem lokalen Fußballturnier, wo sich die Mannschaften der umliegenden Dörfer gemessen haben.

Aus unerklärlichen Gründen waren wir für viele der Turnierbesucher offenbar aber deutlich interessanter als das Turnier selbst... *gg*



Cool fanden wir, dass irgendwer extra diese Plastikstühle für uns aufgetrieben hat, wir waren wirklich die einzigen am ganzen Feld, die ein Sitzmöbel unter sich hatten... *gg* - Und wir haben da aber nicht danach gefragt oder so, irgendwie war uns diese VIP-Behandlung fast schon ein bisschen unangenehm... ;-)

Und so sieht das aus, wenn zwei nepalische Dorfmannschaften sich messen:



Naja, für die österreichische Bundesliga würds bei den meisten Fußballern schon reichen.... *gg*


Interessant fand ichs, dass die großen europäischen Fussballvereine wie Real Madrid, FC Barcelona, Manchester United, Arsenal, FC Bayern München etc... von den fussballaffinen Nepalis offenbar sehr verehrt wurden, da gabs jede Menge Leute mit (vermutlich) gefälschten Fanartikeln der obengenannten Vereine! Wir sahen auch viele Autos mit Manchester United - Heckscheibenaufklebern usw. in Nepal rumfahren!

Zurück gings dann wieder über eine weitere Hängebrücke, we like! ;-)


Kurz danach hab ich meine Kathi mit Shankar hinten drauf leider in einem Schlammloch in Schrittgeschwindigkeit umgelegt, uns allen ist aber nichts passiert, der Shankar ist nicht einmal schlammig geworden dabei.... *gg*

Mit Sozius ist es dann eben doch deutlich schwieriger auf so richtig besch*** Wegen klarzukommen, fahrtechnisch haben wir auf jeden Fall wieder viel gelernt in diesen Tagen!


Am Abend gabs dann wieder gemütliches Zusammensitzen am Lagerfeuer, hier hat der Richi sich wieder mal ein bisschen mit der Belichtungszeit seiner Kamera gespielt, und damit die ganze Familie verblüfft... ;-)


Da haben sie sich besonders gefreut! ;-)
irgendwie spooky.... *gg*


Nach dem Abendessen (wie immer Dal Bhat... *gg* - aber schon sehr gut!) gingen wir dann zu Nachbarn, wo gerade ein großes "Namensgebungsfest" im Gange war. Einem Jungen wird nämlich erst am sechsten Lebenstag ein Name gegeben, und wenn da dann möglichst viele Leute vorbeischauen bringt das quasi gutes Glück für das Leben des Kindes!



Bei dem Fest wird dan zu den Klängen traditioneller Musik...


...fest getanzt...



...und auch zu Essen gibts natürlich was! ;-)

Unförmiger Riesendonut auf Bananenblatt!

Gut wars! ;-)

Am nächsten Morgen konnten wir dann nochmal Zeugen der traditionellen Strohmattenherstellung werden...


...bevor wir ein großes Abschiedsfoto mit allen gerade Anwesenden schossen:



Bevor wir das Dorf verließen, gingen wir noch auf eine weitere kleine Sightseeingtour, hier zB eine neu erbaute Schule, die eigentlich noch ein Rohbau ist, aber trotzdem schon voll benutzt wird:


Krass, oder?

In Nepal gibts ja recht starke sozilistische Kräfte, deswegen darf man sich auch über Hammer und Sichel nicht wundern! ;-)


Dann haben wir auch noch die Schule besichtigt, in die Ram seinerzeit gegangen ist. Einen seiner Neffen haben wir dort natürlich auch getroffen... *gg*



wieder viiiiiieeeeele neugierige Kinder...


fertiges Klassenzimmer...

Rams Bildungsgeschichte ist sowieso eine recht interessante, Ram ist nämlich eigentlich fast blind! Ist echt unglaublich, wie gut er mit seiner extremst eingeschränkten Sicht aber klar kommt, er sieht eben nur so Umrisse und hell und dunkel, aber überhaupt keine Details. Führt ab und zu zu ganz lustigen Situationen, wenn er einem zB jemanden vorstellen will, der gerade gegangen ist, oder wen vorstellt, und dann im Vorstellen bemerkt, dass das eigentlich ganz wer anderes ist, usw.... *g* Er kann eben nur grobe Umrisse und hell/dunkel Unterschiede erkennen. Er nimmt das aber eigentlich ganz locker und mit Humor, und hat sein Leben trotzdem voll im Griff. Wenn man es nicht gesagt bekommt, dauert das im direkten Kontakt echt eine Weile, bis man bemerkt, das Rams Sehsinn sehr stark beeinträchtigt ist. Umso mehr beeindruckt waren wir von ihm, seiner Familie, und der Geschichte wie er dank einer speziellen Schule für Sehbehinderte in Pokhara eine richtig gute Bildung erlangen konnte.
Er konnte sogar ein Jahr in den USA zu studieren, für einen jungen Nepali wirklich eine unglaublich große Chance!

Und jetzt arbeitet er als Übersetzer in Kathmandu, und hilft da auch bei seeeehr vielen Wohltätigen Organisationen und kümmert sich um benachteiligte Menschen.

Und wirklich Spaß haben kann man mit ihm auch noch! ;-)

Im Nachhinein betrachtet war er wohl das Beste, das uns zu Heiligabend passieren konnte! - War wirklich eine seeeehr unter die Haut gehende Erfahrung!

Bevor wir dann endgültig wieder aus dem Dorf verschwunden sind, haben wir noch unseren Lieblingsneffen Shankar bei der Arbeit besucht, der ist nämlich Bänker! ;-)


Shankar bei der Arbeit, in einer kleinen Kooperativ-Bank. Also wenn ich das richtig verstanden habe, ist das einen gute Sache! ;-)

Und kochen kann der auch, ehrlich! ;-)

Und dann haben wir auch diesen freundlich Mann noch am Dorfplatz getroffen, er war schwerst begeistert, das wir mit den Motorrädern von Österreich nach Nepal gefahren waren, einer seiner Söhne studiert nämlich in Wien! Er wollte uns ja gleich zum Mittagessen bei ihm Zuhause einladen, aber nachdem wir schon bei der Großmutter Rams eingeladen waren, aßen wir nur ein paar selbst angebaute Mandarinen und versprachen, in Österreich mal Hallo zu seinem Sohn zu sagen... ;-)


So, nach dem Mittagessen (wieder mal Dal Bhat, eigentlich sehr gut, aber schön langsam eeeeeetwas langweilig... *gg*) wurden wir dann noch gesegnet, und zurück in die Zivilisation entlassen! ;-)

So schaut des aus in Nepal! ;-)

Bei der obligatorischen Jausnpausn unterwegs ist uns dann aufgefallen, dass Richis Kathi irgendwie komisch raucht... *gg*
Irgendwo in der Zylinderkopfgegend verlor die  Kiste Öl, das dann so tröpfchenweise zu Krümmer vordrang, und sich dort in schönen Rauch aufgelöst hat.

Den Verursacher hat Richi dann am nächsten Morgen gefunden: Die Schlauchschelle des oberen Motorentlüftungsschlauches ist einfach so abgerissen, durchvibriert oder so... Krass!


Eine neue Schelle, und auch sicherheitshalber gleich ein neuer Schlauch (ist jetzt von TATA!) ließen sich jedoch leicht auftreiben, und so waren auch wir dann schon wieder fast auf dem Weg nach Kathmandu, nur eine Kleinigkeit war in Pokhara noch zu Erledigen... Aber mehr dazu das nächste Mal! ;-)

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