Dienstag, 11. September 2012

Bulgarien - von verfallenden Grenzsstädten, und wuchernden Betonhotelburgen

Soda, wir haben dann also erfolgreich über die Donau übergesetzt, und sind dann auch gleich nach Bulgarien eingereist. Auf rumänischer Seite des Übergangs herrschte gelangweile Gleichgültigkeit uns gegenüber, auf der Bulgarischen wollten sie tatsächlich Reisepass und Zulassungsschein der Fahrzeuge sehen bevor wir einreisen durften!

Hatten wir natürlich alles dabei, also waren wir auch hier flugs eingereist und wollten uns auf die Suche nach einem schönen Plätzchen zum campieren an der Donau machen. Die Grenzstadt (die direkt an der Donau lag), war aber so ein richtig hässliches, verfallendes, hoffnungsloses Loch, wie man es sonst nur aus miesen Actionfilmen kennt.



Alles andere als sympathisch also, in unmittelbarer Nähe zu so einer postapokalyptischen Stadtwollten wir dann lieber nicht in freier Wildbahn zelten, also sind wir mal aus der Stadt rausgefahren um irgendwo ein paar Kilometer außerhalb ein lauschiges Plätzchen zu suchen.

Unterwegs hatten wir dann auf einmal diesen Sonnenuntergang im Rücken:



 Da mussten natürlich umdrehen und direkt auf ihn zufahren, um ein möglichst tolles Motorrad-Sonnenuntergangsposerfoto zu basteln. Also heizten wir durch abgeerntete Mais und Sonnenblumenfelder der untergehenden Sonne entgegen, schon super so ein geleändegängiges Wüstenrenngerät als fahrbaren Untersatz zu haben! ;-)


Wer hier genau schaut, sieht wie sich meine Kathi bereits nach links neigt. Im weichen Ackerboden wollte sie nämlich nicht stehen bleiben... Bei der Blödheit ist dann leider das Ende des Kupplungshebels abgerissen, das ärgert!!! Der Hebel ist aber immer noch lange genug für zwei Finger, und mehr hab ich zum Kuppeln ohnehin seit Jahren nicht mehr benutzt, also weitertuckern, und kurze Zeit später haben wir dann auch schon ein perfektes Campingplatzerl gefunden:


Richi the Chefkoch hat dann aus Öl, Tomaten, Käse und Nudeln ein schmackhaftes Abendessen gebastelt, und ein Bierchen hatten wir natürlich auch dabei. Wilderness-Camping - We like! ;-)

Am nächsten Tag gings dann durch viel schöne Gegend über gute Straßen mit wenig Verkehr in Richtung schwarzes Meer. Unterwegs kamen wir auch an einem Flugplatz mit coolen alten Flugzeugen vorbei:


Im ersten größeren Ort, gingen wir dann mal zur Bank, um ein wenig bulgarisches Geld abzuheben:


Da unsere Kathis dort von zwei Überwachungskameras gefilmt wurden, konnten wir uns guten Gewissens bei einem kleinen Straßencafe gegenüber mit Frühstück versorgen:


Die bulgarische Sprache ist der russichen sehr ähnlich, und bedient sich auch der selben Schriftzeichen. Da hab ich dann erfolgreich meine eher rudimentären Russischkenntnisse anwenden können! Hat mir sehr getaugt, dieses irgendwo ganz hinten in meinem Kopf schlummernde Wissen wieder zu reaktivieren. Toll war auch, dass die meisten Verkehrsschilder in bulgarisch und "normal" angeschrieben waren, so hab ich meine Kenntnisse des russischen Alphabets im Fahren überprüfen & auffrischen können! ;-)

Weiter gings dann an krassen Denkmälern vorbei in Richtung schwarzes Meer:



Bei einem Penny Markt, schon in der Nähe des Meeres trafen wir dann drei Wiener, die seit 19 Tagen mit ihren Fahrrädern in Richtung Istanbul unterwegs waren. Auch ein ziemlich geiles Sommerprojekt! :-)

Interessant war auch der "Straßenstrich" dort. War er nämlich außerhalb der Stadt auf einer kleinen, wenig befahrenen Straße in Küstennähe. Anfangs hab ich mich noch sehr über die alle paar hundert Meter am Straßenrand  rumstehenden, superscharf gekleideten Mädels gewundert. Als zwei von Ihnen dann mit recht eindeutigen Gesten auf sich aufmerksam zu machen versuchten, hab dann auch ich endlich geschnallt was hier eigentlich abgeht... Selbstverständlich hat uns das in keinster Weise beim Weiterfahren gehindert! ;-)
Beweisvideo wirds bald mal geben, ich hab heut nach unzähligen ausprobierten Programmerln endlich eins gefunden, das in der Lage ist auf unserem Mini-Laptop HD-Videos zu schneiden! (das es tatsächlich der Windows Movie Maker ist, hätt ich mich nie zu wetten getraut...)

An Burgas vorbei offenbarte sich uns dann die gräßliche Fratze des betongeilen, immobilienkapitalverbrechensbegehenden Massentourismus. Was dort kilometerweit an Betohotelburgen aus dem Nichts gestampft wurde (und obwohl die schon gebauten offensichtlich nicht ausgelastet sind und überall zu verkaufen Schilder dran hängen, wird dort wie irre weitergebaut), entbehrt jeder Beschreibung. Fotos haben wir leider keine, weil wir dort einfach nur schnell vorbei wollten. Aber ein architektonisch wertloses 0815 Monstrum reiht sich dort über viele viele Kilometer an das nächste, schön ist wirklich anders!

Dass es auch etwas sanfter geht, zeigte uns das vergleichsweise ruhige Örtchen Chernemorets etwas weiter die Küste hinunter:

War der Hauptstrand noch rechtüberlaufen...

...wars am Nebenstrand so richtig schön!

Nachdem einer kleinen Odyssee durch den Ort, haben wir mit dem Hotel "Veleka" dann auch eine schöne & günstige Unterkunft mit Motorradabstellplatz gefunden. Die Wirtin dort war wirklich ganz besonders herzig! Ttrotz meines überaus mangelhaften Russisch bemühte sie sich sehr, uns alle Wünsche von den Lippen abzulesen, und die Freude über die paar Brocken erfolgreichen Informationsaustausches (von wo wir sind, wo wir hin wollen usw...) war sehr groß! ;-)

Während ich dort dann an unserem ersten Blogeintrag von "on-the-road" gearbeitet hab, hat Richi sich um die Kathis gekümmert: Sämtliche Schrauben kontrolliert bzw. nachgezogen, Kette gereinigt & neu geschmiert, sowie unsere Länderflaggenaufkleber schön umrahmt:

Das X auf Rumänien steht für Richis Bodenkontakt...

...dessen Spuren kaum zu übersehen sind...
Abends schlenderten wir dann durch die kleinen Gässchen dort, und konnten nach einem ausgezeichneten und günstigen (gesamt keine €15,-) Abendessen in einem Restaurant, in dem alle als Piraten verkleidet waren, noch die eine oder andere interessante Sache finden:

Alles für den Heavy-Metal Liebhaber! ;-)
Und so manch interessant übersetzten Cocktail:




 Von dort weg gings dann über ein recht kleines Sträßchen in die Türkei. Anfangs hat uns die Straße wirklich viel abverlangt, da sie nicht nur extrem kurvig und extrem löchrig (zum Teil waren 4 übereinanderliegende, auseinanderbrechene Asphaltschichten erkennbar) war, sondern auch lustige Adrenalinbooster wie Sand & Kiesverwaschungen vor, in, und nach Kurven zu bieten hatte... Gegen Ende wurde sie aber etwas besser, und nachdem wir wieder mal den obligatorischen Deutschen, der auf seiner BMW GS im Weg herumstand versägt hatten (die gibts wirklich überall...), ließen wir die Kisten wieder mal artgerecht freilaufen und hatten extrem viel Spaß auf diesem kurvigen Sträßchen! Ein Bauer, der mit seinem Pferdefuhrwerk kaum langsamer als der BMW-Fahrer unterwegs war, hatte wohl auch seine Freude am lauten Hämmern unserer Einzylinder, und feuerte uns beim Überholen auch noch an, so macht Motorradreisen Spaß!

Bulgaria - We like!!!

Kurz vor der Grenze gabs dann wieder mal die obligatorische postapokalyptisch verfallende Grenzstadt, das war zB das Krankenhaus dort:

Das ist noch in Betrieb!!!
Einer der älteren Dorfbewohner:


Der Kerl war aber bei wietem nicht so mies drauf wie's hier vielleicht ausssieht. Nach einem lächelnd vorgetragenen Dobre Dien begann sein Gesicht kurz zu leuchten, und wir vermochten die Tristesse mit unseren bunten Motorrädern wohl kurz ein wenig aufzuhellen...

Das waren übrigens mal Schuppen und Kleintierställe:


Wo viel Schatten ist, gibts aber auch Licht, einige der Häuschen dort waren sehr gut beinander, und die Kirche stand auch noch:




Man beachte das Loch in der Decke...

Soda, das wars dann mal von Bulgarien, warum wir an der türkischen Grenze dann fast zwei Stunden rumgehangen sind, und wie uns die Türkei bis jetzt gefällt erzähl ich euch später!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen